Bürger besichtigen Geothermiekraftwerk

Am letzten Donnerstag konnten wir mit einer Gruppe Viernheimer Bürgerinnen und Bürger das Geothermiekraftwerk in Insheim besichtigen. Die Besichtigung erfolgte auf Einladung durch das Unternehmen Vulcan Energie und wurde von „Bürger Initiativ“ organisiert.

„Geothermie“ meint dabei die Nutzung der Wärme in der äußeren Erdkruste um damit Strom zu erzeugen oder die Wärme für die Heizung zu nutzen. Wir erfuhren, dass das Geothermiekraftwerk in Insheim schon rund 10 Jahre alt ist, früher den Pfalzwerken gehörte und vor gut einem Jahr von Vulcan Energie gekauft wurde. Vulcan möchte zusätzlich zum Strom Lithium aus dem Geothermalwasser gewinnen. Lithium ist ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Akkus für Elektroautos. Vulcan betreibt dazu in Insheim eine Pilotanlage.

In einem kurzen Vortrag und während der Besichtigung lernten wir, dass das Kraftwerk in Insheim bisher ausschließlich Strom produzierte und eine Leistung von ca. 4-5 Megawatt hat. Dieser Strom wird CO2-frei erzeugt. (Zum Vergleich: Das Großkraftwerk in Mannheim hat insgesamt eine Leistung von über 2000 Megawatt und erzeugt den Strom aus Kohle.) In Insheim wurde bislang die Wärme nicht zum Heizen verwendet. Das könnte sich in naher Zukunft aber ändern. Die Gemeinde Insheim denkt über den Bau eines eigenen Wärmenetzes nach. Laut Vulcan Energie könnte das Kraftwerk nochmal 30 Megawatt an Wärmeenergie liefern. Hinzu kommt dann zukünftig noch die Lithiumgewinnung.

Nach Begrüßung und einer kurzen Einführung folgte eine Tour über das übersichtliche Kraftwerksgelände. Das Team von Vulcan Energie beantwortete die teils technisch versierten und oft auch kritischen Fragen der Viernheimer Gruppe. Insbesondere das Thema Erdbeben durch die Bohrungen als auch durch den Betrieb wurden hinterfragt. Alles in allem konnte die Viernheimer Besuchergruppe einen guten Eindruck vom Geothermiekraftwerk sowie vom Umgang des Unternehmens mit den Risiken aus der Geothermie gewinnen. Es war gut, das mal vor Ort sehen zu können und mit Verantwortlichen von Vulcan Energie diskutieren zu können!

Auf dem Bild sind die beiden Bohrlöcher zu sehen, bzw. das, was davon übrig ist. Unter dem Stahlgerüst befindet sich die Bohrung zur Förderung des Geothermalwassers. Das blaue ist die riesige Pumpe, die das Geothermalwasser an die Oberfläche befördert. Das Rote im Hintergrund ist das obere Ende der Bohrung mit der das abgekühlte Wasser wieder zurück in die Erde verbracht wird. Die beiden Bohrungen liegen zwar an der Oberfläche nebeneinander gehen aber in der Tiefe auseinander. Die Enden der beiden Bohrungen haben in ca. 4000 Meter Tiefe einen Abstand von rund 1000 Metern.

Interessant waren die Diskussionen im kleinen Kreis und im Nachgang des Besuchs. In Insheim ist das Kraftwerk allein schon mit der Stromerzeugung profitabel. Die Nutzung der Wärme für die Einspeisung in ein Wärmenetz sowie mögliche Einnahmen aus dem Verkauf des Lithiums kämen noch hinzu. Angesichts dieser Perspektiven wäre zu wünschen, dass die Stadtwerke und die Politik die Chancen in diesem Geschäftsmodell sehen und nicht nur daran denken, bei Vulcan fertigen Strom und Wärme als Ersatz für das bestehende Gas-Blockheizkraftwerk im Essigzapfen zu kaufen.

Die Chancen der Geothermie sind für die Stadtwerke als auch für Stadt Viernheim groß. Mit einem Geothermiekraftwerk für Viernheim könnte CO2-frei Strom und Wärme erzeugt werden. So würde Viernheim unabhängiger von fossilen Energieträgern und ebenso von den hohen Preisschwankungen der Märkte.

Leider gibt es seitens der Stadt keine öffentlichen Verlautbarungen zum Stand der politischen Diskussion. Diese findet eher hinter geschlossenen Türen statt. „Dem Vernehmen nach“ steht man dem Thema Geothermie aber positiv gegenüber und immerhin haben sich ein Großteil des Stadtparlaments sowie der Aufsichtsrat der Stadtwerke ebenfalls schon vor Ort ein Bild gemacht.

Interessant wird es werden, wie Stadt und Stadtwerke die bisherigen Erkenntnisse nutzen werden. Wir sehen als Ziele eine klimaneutrale Stromversorgung, eine möglichst starke Unabhängigkeit von Schwankungen der Märkte, bezahlbar für die Leute und für Unternehmen, eine zuverlässige Versorgung und idealerweise lokal produziert. Dass damit auch die Stadtwerke ein breiteres Geschäftsmodell bekommen, ist ein willkommener Nebeneffekt.

Wolfram Theymann und Alois Huber

https://buerger-initiativ.de

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